© Bundesamt für Landestopografie swisstopo
Im Fokus

Die Schweiz in 2,8 Millionen Megapixeln

Seit dem 1. März stellt das Bundesamt für Landestopografie Swisstopo seine digitalen Daten kostenlos zur Verfügung. Dazu gehören auch die Luftbilder. Sie sind die Grundlagen für Karten und Geländemodelle und dienen unter anderem der Forschung. Jedes Jahr scannt eine Spezial-Kamera einen Drittel der Schweiz.

Wie ein Vogel über die Landschaft segeln. Das eigene Haus entdecken, dem Flusslauf folgen, schauen, was sich hinter der Bergkette verbirgt – oder was der Nachbar auf der Dachterrasse treibt. Der Blick auf die Welt von oben blieb bis ins 19. Jahrhundert ein Traum. Dann wurde er durch die Luftfahrt für erste Pioniere möglich. Die Fotografie machte ihn allen zugänglich.

Streifenweise abtasten

Das Bundesamt für Landestopografie Swisstopo fotografiert die Schweiz seit den 1920er-Jahren aus der Luft. Heute überfliegen die Flugzeuge des Flugdienstes jedes Jahr einen Drittel des Landes. 2020 war die Westschweiz an der Reihe, 2021 sind es die Kantone im mittleren Teil des Landes, von Basel bis ins Tessin. 2022 wird die Ostschweiz erneut abgelichtet.

Die Bilderfassung erfolgt seit 2017 mit der Kamera ADS100 von Leica Geosystems, wie Swisstopo auf seiner Website erklärt. Bei dieser Kamera erfasst ein CCD-Zeilensensor – eine Reihe von 20’000 Pixeln – die Landschaft streifenweise. So kann beim Überflug ein Abschnitt von bis zu 100 Kilometern abgelichtet werden.

10cm Bodenauflösung im Flachland

Im Flachland entstehen aus einer Höhe von rund 2’400 Metern Bilder mit einer Bodenauflösung von 10 cm. In den Bergregionen beträgt die Auflösung 25cm. Diese Luftbilder sind aus rund 6’000 Metern über Grund aufgenommen. Jeder Abschnitt wird mit drei Aufnahmewinkeln erfasst: senkrecht nach unten, gegen vorne und gegen hinten. Das ermöglicht es, die erfasste Szene als dreidimensionales Modell wiederzugeben.

Die Bildstreifen werden nach dem Überflug kontrolliert und archiviert. Für das Orthophotomosaik, das massstabgetreuen und verzerrungsfreien Gesamtbild der Schweiz, setzen die Fachleute die Aufnahmen dann zusammen und gleichen Farben und Belichtungen an. So kommt ein virtuelles digitales Foto zustande, welches die gesamte Schweiz abdeckt ­– geschätzt 2,8 Millionen Megapixel.

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Daten kostenlos nutzbar

Die digitalen Standardprodukte von Swisstopo können seit dem 1. März kostenlos genutzt, weiterverteilt und wiederverwendet werde. Ausser einer Quellenangabe ist keine Genehmigung mehr erforderlich. Auch eine kommerzielle Nutzung ist möglich. Frei zugänglich sind neben den Luftbildern beispielsweise die digitalen Landeskarten, Landschaftsmodelle oder geologische Vektordaten.

Ältere oder besonders grosse Bestände – zum Beispiel ganze Luftbildstreifen – stehen nicht zum Download zur Verfügung. Sie können bei aber geodata@swisstopo.ch bestellt werden, wobei die Kosten für die Bereitstellung der Daten verrechnet werden.

Ein Schatz für Fachleute

Die Öffnung gehört zur «Strategie für offene Verwaltungsdaten in der Schweiz 2019 ̶ 2023», die der Bundesrat im Herbst 2018 verabschiedet hatte. Ziel sei eine breitere Nutzung der Geoinformationen. Dadurch soll der Anreiz zur Entwicklung von neuen Informationsdienstleistungen grösser werden.

Die digitalen Geodaten von swisstopo richten sich in erster Linie an professionelle Anwenderinnen und Anwender, etwa Architekteninnen, Raumplaner oder Archäologinnen. Anhand detaillierter Luftbilder können die Fachleute zum Beispiel das Solarenergiepotenzial von Dächern ermitteln, Strassenschäden erkennen oder den Rückgang der Gletscher nachverfolgen.

Die Schweiz von 1946

Am Beispiel der Gletscherforschung zeigt sich der Wert früherer Luftaufnahmen. Online zugänglich sind Luftbilder der Schweiz ab 1979 sowie Aufnahmen von 1946. Letztere wurden nach dem zweiten Weltkrieg von den Amerikanern mit Genehmigung der Schweizer Regierung gemacht.

«Zur damaligen Zeit war die Technik der Luftbilder viel moderner als die Technik unserer Dienste», schreibt Swisstopo zu den Aufnahmen. Die Amerikaner fotografierten auf Filme im Format 23x23cm, während die Landestopografie noch mit Glasplatten arbeitete.


Weitere Informationen über die digitalen Geodaten:

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