Peter Michels befasst sich seit langem leidenschaftlich mit alternativen fotografischen Verfahren. Bei einem Shooting mit der Kollodium-Nassplattentechnik durfte 42mm.ch einen Blick in seine Dunkelkammer werfen und erfuhr, was ihm an diesem Verfahren gefällt, wie er aus Fehlern lernt und was er Neulingen empfiehlt.
Das Atelier von Peter Michels befindet sich in einem Nebenraum einer ehemaligen Industriehalle. Alte und altaussehende Fotos zieren die Wände. In den Regalen stehen historische Kameras, kurioses Fotozubehör, Bücher, Objektive. Auf einem Arbeitstisch läuft ein Computer. Auf der andern Seite des Raumes dann: Die Dunkelkammer.
Dort ist Penny Rüegg, Peter Michels Assistentin, bereits mit Chemikalien am Hantieren. Derweil bereitet Michels – mit heftigem Muskelkater nach einer Bergtour – in der grossen Halle die Kamera vor. In der sonnigsten Ecke steht das Set, vor dem sich Antonella und Thomas fotografieren lassen werden. Für ihre Weihnachtskarte haben sie sich ein Sujet aus der Belle Époque ausgedacht. Jetzt setzten sie sich geschminkt und mit Frack und Kleid vor die Kulisse aus Vorhängen und hinter den gedeckten Tisch.
Königsdisziplinen der alternativen Fotografie
Dann geht es los. Assistentin Penny beschichtet eine erste Platte. Die Kollodium Nassplattentechnik gilt als eine der Königsdisziplinen der alternativen Fotografie. Die 1851 entwickelte Aufnahmetechnik machte die Fotografie zu einem Massenmedium. Beim Verfahren wird eine Glasplatte mit einer Kollodiumlösung überzogen und im Silberbad lichtempfindlich gemacht. Die Platte muss dann sofort belichtet werden und bis zur Entwicklung feucht bleiben.
Im roten Licht der Dunkelkammer legt Penny die sensibilisierte Platte in eine Art Kassette und trägt sie rasch zur Kamera. Dort sind Peter Michels und die Models bereit für die Aufnahme. Aufgrund seiner Erfahrungen und mit der aktuellen Lichtsituation, belichtet Michels im ersten Durchgang 20 Sekunden. Die Fotografierten müssen in dieser Zeit absolut stillsitzen. Anschliessend geht’s zurück in die Dunkelkammer. Hier entwickelt Michels das Foto, stoppt die Entwicklung mit Wasser und fixiert in einer weiteren Lösung das Bild.
Faszinierender Look
Am Ende der ersten Session liegen vier Fotos in den Becken, die zum Wässern bereitstehen. Die Fotografierten haben Zeit für ein Sandwich und beurteilen zusammen mit Michels die Ergebnisse. Die Bilder wirken wie aus einer andern Zeit, haben einen erstaunlichen Look. Doch Michels ist noch nicht ganz zufrieden. Die Belichtung war nicht optimal. So geht’s für eine zweite Rund zurück an Kamera, Set und Dunkelkammer.
Im Video erzählt Peter Michels, was ihm an der Nassplattenfotografie und alternativen Prozessen gefällt, wie er dazu kam und was er Neulingen empfiehlt.
Peter Michels Leidenschaft ist die Fotokultur. 1970 in Zürich geboren, fotografiert Michels seitdem er denken kann. Er wirkt als Fotograf, Autor und Kurator. Als Dozent für analoge Techniken an einer Fachhochschule setzt er sich stark für die Förderung der zeitgenössischen Fotografie und der Kreativwirtschaft in Verbindung mit dem fotografischen Handwerk ein. Sein Buch «Das Kollodium – Handbuch der modernen Nassplatten Fotografie» ist im Sommer 2015 erscheinen.
Peter Michels führt regelmässig Kurse zu historischen Fotografieverfahren durch. Weitere Informationen und Daten: https://www.fotokultur.ch
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