Im «Portfolio 21» stellt der Verband Schweizer Pressefotografen und Videojournalisten (SPV) die Arbeit von 29 seiner 53 Fotograf*innen vor. Das Lebenszeichen des Verbands zeigt die Heterogenität seiner Mitglieder. Denn: «So wie sich die Presse verändert hat, so müssen auch wir uns anpassen», sagt Sekretär Hans Peter Jost.
Der Name könnte Programm sein: Im SPV, der 1948 als «Schweizer Pressephotographen Verband» gegründet wurde und heute «Verband Schweizer Pressefotografen und Videojournalisten» heisst, treffen sich Videojournalisten sowie jene Fotografinnen die hauptsächlich für die Presse arbeiten.
Mitglieder werden können gemäss den Statuten frei erwerbende Bild-Reporter, Inhaberinnen von Bild-Agenturen, sowie Bild-Reporter, die von Agenturen, Zeitungen und Zeitschriften angestellt sind. In den Statuten steht ausserdem: «Als Pressefotograf im Sinne der vorliegenden Statuten gilt, wer durch unbeeinflusste Arbeit bildliche Informationen zur Veröffentlichung liefert.»
Vielfältig Mitglieder
Die Statuten wurden zuletzt 1966 angepasst. 55 Jahre später stehen auf der Mitgliederliste nebst Presse-Fotografinnen auch Fotografen für Events, People, Architektur oder Landschaft. Der Präsident des SPV, Erik Vogelsang, arbeitet seit mehr als 20 Jahren bei einer Werbeagentur.
«Wir Pressefotografen haben eigentlich nie ausschliesslich Pressefotografie im Sinne der Tages- oder Wochenpresse betrieben», hält Hans Peter Jost, Sekretär des SPV fest, «unser Mitglied Nicolas Bouvier beispielsweise war Schriftsteller, Jean Mohr arbeitete für das Rote Kreuz als Fotograf und Edi Rieben auch als Standfotograf beim Film». Möglicherweise haftet dem Begriff des Pressefotografen also eine zu romantische Vorstellung an.
Die Schweizer Foto-Verbände
Fotoschaffende finden in der Schweiz bei verschiedenen Berufsverbänden ein zu Hause. Neben dem SPV organisieren sich die Pressefotografinnen in der Sektion Schweizer FotojournalistInnen von Impressum. Weitere Verbände für Fotografen sind der SBF (Schweizer Berufsfotografen und Filmgestalter), die VfG (Vereinigung fotografischer GestalterInnen), die USPP (Union Suisse des Photographes Professionnels) oder Near.
Vernetzen und fördern
Das vom Verband in Zeitungsform herausgegebene «Portfolio 21» ist ein Element, wie der SPV seine Mitglieder vernetzen und fördern will. In der Publikation nutzen 29 der insgesamt 53 Verbandsmitglieder die Möglichkeit, ihr Portfolio oder eines ihrer Projekte auf einer Doppelseite vorzustellen.
Das Ziel ist Aussenwirkung, um die Vielseitigkeit der Mitglieder bekannt zu machen und zum Mitmachen zu animieren. «Manchmal ist auch der Weg das Ziel», sagt Initiator Hans Peter Jost, «es ist ein schönes Projekt, das die Mitglieder gemeinsam erarbeitet haben und das den Zusammenhalt fördert».
Für die Zukunft denkt der SPV Portfolio-Reviews und weitere Anlässe an. Auch bei standespolitischen Fragen möchte sich der Verband vermehrt zu Wort melden und jungen Mitgliedern bei Rechtsfragen, beispielweise zu Verträgen und Tarifen unterstützen.
Gestiegener Anspruch
Das «Portfolio 21» des SPV zeigt: Pressefotografie im engeren Sinn macht nur ein Teil der abgebildeten Fotografien aus. Viele Projekte haben künstlerische Qualitäten – wobei das eine das andere natürlich nicht ausschliesst.
Wie also geht es der Pressefotografie im Jahr 2021? Im Vorwort zum «Portfolio 21» schreibt Hans Peter Jost: «Der Anspruch der Auftraggeber nach immer schnellerer und kostengünstiger Lieferung aktueller Bilder steigt. Diese werden teilweise auch durch Laien geliefert, die im richtigen Moment am richtigen Ort sind. Es gilt, ein Lese- und Konsumverhalten zu bedienen, das sich zunehmend zu Kurznachrichten mit wenig Text und schnellen Bildern entwickelt».
Für die Fotografierenden kann das heissen, andere Kundinnen zu suchen. Zum Beispiel für Anlässe, Unternehmen und andere Institutionen zu fotografieren. Oder sie gehen eigenen Projekten nach und werden quasi selbst zur Presse, indem sie zum Beispiel ein dokumentarisches Buch zu einem gewissen Thema herausgeben.
Foto und Video verschmelzen
Hans Peter Jost beobachtet ausserdem, dass Fotografie und Video zunehmend verschmelzen. Deshalb sei es für den Verband naheliegend gewesen, sich für Videojournalistinnen und Vlogger zu öffnen. «Nicht nur die Presselandschaft hat sich verändert, sondern auch die Technik. Sie eröffnet uns Möglichkeiten, die wir früher nicht hatten». Der Pressefotograf mache zunehmend auch Videos und setze eigene Ideen um. Hans Peter Jost etwa hat im Auftrag eines Kunden ein Langzeitprojekt in Indien filmisch begleitet.
Was rät Jost also einem jungen Fotografen, der Pressefotografie machen möchte? «Da gibt es nur eines: Anklopfen, hartnäckig sein, Ideen entwickeln, Vorschläge machen, vielseitig sein, immer wieder kommen, nicht aufgeben».
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