Seit dem Ende des kommunistischen Regimes 1991 verfolgt Hans Peter Jost die Entwicklung Albaniens. Zurzeit arbeitet er an einer Publikation über die letzten dreissig Jahre des Landes – ein Crowdfunding läuft. Mit dem gleichen Motiv aus der Bäckerei in Tirana hat ein anderer Fotograf den World Press Photo Award gewonnen.
1992 war Hans Peter Jost für eine Reportage in der NZZ-Wochenendbeilage unterwegs. Zusammen mit der Journalistin Brigitta La Roche ging der Fotograf dem Thema «Not und Brot» nach. «Brot war ein wichtiges Thema in Albanien. Das Essen, der Hunger, die staatlichen Bäckereien», erzählt Jost. Das Bild stammt aus einer der ersten privaten Bäckereien, die nicht das übliche Kastenbrot anboten.
Hans Peter Jost erinnert sich: «Wir sind da vorbeigekommen und haben an die Blechtüre geklopft und gesagt, dass wir gerne fotografieren würden.» Nachdem der Fotograf und die Journalistin zunächst nicht reingelassen wurden, kam plötzlich ein anderer Fotograf heraus. Also schlüpften sie herein.
Thomas Ernsting, ein weiterer Fotograf, hat mit einem ganz ähnlichen Bild aus der gleichen Bäckerei 1992 den ersten Preis beim World Press Photo Award in der Kategorie «Daily Life» gewonnen.
«Das Fotografieren war damals recht gerne gesehen in Albanien», erzählt Hans Peter Jost. Denn im Land war kaum Filmmaterial vorhanden, entsprechend gingen die lokalen Fotografen sparsam damit um. Und die Abgebildeten waren sich der Wirkung der Bilder kaum bewusst.
Wie denkt Hans Peter Jost an diese Zeit zurück? «Es war eine traurige, leidvolle Zeit. Es herrscht eine Art Anarchie. Das anständige Zusammenleben funktionierte nicht mehr. Heute hat sich das massiv geändert. Die Bildung und die Infrastruktur sind weit fortgeschritten. Aber der Unterschied zwischen Arm und Reich ist sehr gross geworden», fasst der Fotograf zusammen.
In den vergangen 30 Jahren hat Hans Peter Jost Albanien immer wieder besucht. Es entstanden einmalige Bilder, mit denen Jost nun eine Publikation plant: Vorgesehen sind sechs thematisch gegliederte Broschüren, sowie ein Heft mit Begleittexten und eines mit Bildlegenden. Diese will Jost in einem Schuber herausgeben. Für die Finanzierung hat er ein Crowdfunding gestartet.
0 Kommentare zu “Tirana, 1992”