Für seine Reportage «À demain inshallah» begleitete Tim Rod den Senegalesen Edi auf einer Reise von Bern nach Dakar. Das Bild entstand ungefähr am vierten Tag der Reise, vermutlich in Tanger, Marokko, schreibt der Fotograf. «Es zeigt einen sehr intimen Moment in welchem Edi mit seiner Familie in Kontakt tritt.»
Edi, der in Wirklichkeit anders heisst, ist 1971 in Senegal geboren. Vor 17 Jahren kam er nach Europa. Seit 2012 lebt er in Bern, wo er an Partys und Festival mit dem Einsammeln von Flaschen und Bechern sein Geld verdient.
Einige Monate, nach dem der Berner Fotograf Tim Rod mit Edi Bekanntschaft schloss, suchte Edi ein Familienauto mit viel Stauraum. «Das weckte meine Neugierde», schreibt Tim Rod. In der Tat hatte Edi jede Menge an Sachen – Fernseher, Velos, Mikrowellenherde – die er Freunden und Familie nach Dakar bringen wollte. Und es war nicht seine erste Reise.
«Ich war fasziniert von der Vorstellung, diese riesige geographische und kulturelle Distanz auf dem Landweg zurückzulegen», erinnert sich Tim Rod. Also fragte er, ober er Edi für eine Reportage begleiten dürfe.
Das Bild aus der Herberge entstand ungefähr am vierten Tag der Reise. «Wir sind um Mitternacht völlig erschöpft angekommen. Edi legte sich gleich ins Bett und versuchte sein Telefon mit dem schwachen Signal des Wifis im Hotel zu verbinden. Sobald ihm dies gelang, rief er seine Frau in Dakar an, um sie über unser Wohlergehen und den Verlauf unserer Reise zu informieren», berichtet Tim Rod.
«Es ist ein sehr intimer Moment in welchem Edi mit seiner Familie in Kontakt tritt», so der Fotograf weiter. «Gleichzeitig zeigt es sein Vertrauen mir gegenüber, da er mich so nahe an sich heranlässt. Das Bild fängt für mich einen seltenen Augenblick von Ruhe und Erholung auf unserem rastlosen Roadtrip ein. Die ganze Reise dauerte insgesamt acht Tage und Nächte in denen Pausen eher zur Ausnahme gehörten.»
Danach gefragt, was er selbst aus diesem Projekt mitgenommen hat, antwortet der Berner Fotograf: «Dass es sich lohnt, für ein Herzensprojekt über seinen eigenen Schatten zu springen und sich aus der Komfortzone zu begeben, auch wenn man sich nicht sicher ist, was dabei rauskommt.»
Es sei ihm wichtig gewesen, die Geschichte von Edi zu erzählen, da sie stellvertretend für viele andere Menschen steht, die in der Hoffnung auf bessere wirtschaftliche Möglichkeiten – vor allem zur Unterstützung der Familie in der Heimat – ins Exil gegangen sind, um als Wanderarbeiter*innen ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Für das Projekt wurde Tim Rod soeben mit dem VfG Nachwuchsförderpreis ausgezeichnet. Die Bilder aller zehn Finalist*innen und weitere Ausstellungen sind noch bis am 11. November im IPFO Haus der Fotografie Olten zu sehen.
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