Blick in die Ausstellungsräume des neuen Hauses der Fotografie. (Foto: Remo Buess)
Im Fokus

«Wir zeigen, was uns Spass macht»

Mit einer Foto-Ausstellung des Kult-Regisseurs David Lynch öffnet am Freitag das Haus der Fotografie in Olten. Betrieben wird es von den Machern des Internationalen Photofestivals Olten. Sie wollen Fotografie auf hohem Niveau in die Stadt bringen und diese auch im entsprechenden Rahmen ausstellen.

Die Idee zum Haus der Fotografie hatten Remo Buess und Marco Grob vor rund einem Jahr. Die beiden Fotografen organisieren seit 2017 mit ihrem Team das internationale Photofestival Olten (IPFO). Nun sassen sie zusammen im Café und sprachen über das leerstehende ehemalige Naturmuseum. «Da fragten wir uns: Wieso machen wir hier nicht ein Haus der Fotografie?», erinnert sich Remo Buess.

Also baten sie die Stadt um eine Zwischennutzung. Diese wurde gewährt. Olten stellt das Haus dem Verein IPFO mietfrei zur Verfügung. Später soll das Gebäude saniert werden und das Kunstmuseum einziehen, welches momentan im Nachbarhaus einquartiert ist. Dazu läuft derzeit der Projektwettbewerb.

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«Eine gute Sache auf hohem Niveau»

Für die Zwischennutzung wurden vom Verein IPFO ab November Wände eingezogen, die Ausstellungsräume gestrichen und passendes Licht installiert. «Wir wollen eine gute Sache auf hohem Niveau», sagt Remo Buess. Die Besucherinnen sollen sich wohl fühlen. Das zeige sich zum Beispiel beim WC: «Du meinst, du kommst in eine Stube.»

Finanziell getragen werde das Haus der Fotografie von Sponsoren, privaten Spenderinnen und Stiftungen, wobei letztere im Jahr der Pandemie schwierig zu gewinnen gewesen seien. Die Vereinsmitglieder arbeiten ehrenamtlich, so Buess. «Wir hoffen, dass mit der Eröffnung nun Einnahmen aus Eintritten hereinkommen.»

Start mit David Lynch

«Was auch immer David Lynch berührt, trägt anschliessend seine Handschrift»

Marco Grob, Haus der Fotografie Olten

Als Erstes zeigt das Haus der Fotografie «Infinite Deep», rund 120 Werk des Kult-Regisseurs und Künstlers David Lynch. Die Ausstellung bildet gemäss Vorschau die gesamte Bandbreite von Lynchs Fotografien ab, welche über zwei Jahrzehnte entstanden sind.

«David Lynch versteht es wie selten ein Künstler, aus all seinen Arbeiten einen Lynch zu machen. Was auch immer er berührt, trägt anschliessend seine Handschrift», wird Marco Grob in der Vorschau zitiert. Zur Ausstellung sei es dank dem Kontakt zum dänischen Kuratoren Christian Nørgaard gekommen.

Anspornende Begegnungen

Gefragt nach der Ausrichtung des Hauses sagt Remo Buess: «Wir haben kein fixes Konzept, sondern zeigen, was uns Spass macht.» Im Zentrum stehe Fotografie auf hohem Niveau. Als Motivation nennt er die Begegnungen mit den bekannten Fotografen. Diese würden in Olten gerne auch mal gemeinsam in die Aare springen.

«Wir haben kein fixes Konzept, sondern zeigen, was uns Spass macht.»

Remo Buess, Haus der Fotografie Olten

«2017 hätte ich nie gedacht, dass ich heute private Textnachrichten mit diesen Personen austauschen würde», schwärmt Buess und erinnert an die beiden ersten Austragungen des Internationalen Photofestivals 2017 und 2019. Zu Gast waren – nicht zuletzt dank guten Beziehungen – Berühmtheiten wie Nick Ut oder die Star-Fotografen Dan Winters und Harry Benson.

Die Vorträge solcher Fotografie-Legenden seien Ansporn für die eigene Arbeit. Beeindruckt war Remo Buess etwa von Giles Duley, der 2017 in Olten gastierte. Der britische Fotojournalist trat in Afghanistan auf eine Miene und verlor beide Beine und einen Arm. Dennoch ist er weiterhin als Fotograf in Krisengebieten tätig.

Die Geschichte hinter den Bildern

Beim Festival gehe es primär um die Geschichten hinter den Bildern und den Austausch. Die Workshops und Vorträge sollen Erlebnisse bieten und die Motivation an die Besucherinnen weitertragen.

Diese Gedanken spielen auch beim Haus der Fotografie mit. Längerfristig träumt Buess von einer Art Kompetenzzentrum der Fotografie. Als Vorbild nennt er das «Fotografiska» in Stockholm, das neben Ausstellungsräumen auch Treffpunkte, ein Restaurant und Weiterbildungen bietet, zuweilen aber auch kritisiert wird, weil es profitorientiert arbeitet und weder über eine Sammlung verfügt noch Forschung betreibt.

Marco Grob, Steve McCurry und Herb Ritts

Vorerst müssen sich die Fotostars in Olten mit dem kleineren Rahmen zufriedengeben. «Infinite Deep» läuft bis im Juni. Im August nutzt das IPFO das Haus der Fotografie für sein Festival. Im Oktober ist der VfG-Nachwuchsförderpreis zu Gast. Anschliessend zeigt Marco Grob seine Werke. Weiter in Planung sind Ausstellungen von Fotojournalist Steve McCurry und Mode-Fotograf Herb Ritts.


Ausstellung: Infinite Deep, 26. März 2021 bis 27. Juni 2021, Haus der Fotografie, Olten. Tickets mit Zeitfenster für den Zutritt können online gebucht werden.

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