Seit 20 Jahren bestimmt Baden alle zwei Jahre einen Stadtfotografen oder eine Stadtfotografin. Ihr Auftrag ist es, die Entwicklung der Stadt zu dokumentieren: Sichtbare bauliche Veränderungen, aber auch wichtige Ereignisse und das Stadtleben.
Wer in 50 Jahren wissen will, wie zu Beginn des 21. Jahrhunderts ein Markttag in Baden ausgesehen hat, wie sich die Bäder entwickelten, oder wie der Bahnhofplatz daherkam, der wird Bilder dazu im digitalen Stadtarchiv finden.
Bilder für die Öffentlichkeit
Seit 2001 beauftragt die Stadt jeweils für ein oder zwei Jahre einen Fotografen oder eine Fotografin damit, die Stadtentwicklung für die heutigen und kommenden Generationen zu dokumentieren. Bisher waren sieben Stadtfotografen und sechs Stadtfotografinnen für Baden im Einsatz (einfachheitshalber sprechen wir in diesem Artikel von der Stadtfotografin. Die männliche und alle weiteren Formen sind stets mitgemeint).
Die Fotografien werden als kulturhistorisches Gedächtnis verstanden. Sie sind im Stadtarchiv gesichert und stehen der Öffentlichkeit digital zur Verfügung. Die Bevölkerung kann die Bilder digital einsehen, herunterladen und im Rahmen einer Creative Commons Lizenz mit Namensnennung weiterverwenden.
Stadtbild, Ereignisse und das Leben
Zu den Aufgaben der Stadtfotografin gehört es, die räumlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen der Stadt festzuhalten. Neben den sichtbaren Veränderungen im Stadtbild werden auch wichtige Ereignisse sowie Arbeits- und Lebensbereiche verschiedener Bevölkerungsgruppen im Bild dokumentiert.
Die konkreten Themen bespricht die Stadtfotografin mit der Leiterin des historischen Museums, Carol Nater Cartier. Sie erklärt: «Die Stadt gibt der Stadtfotografin einerseits Aufträge. Das können zum Beispiel verschiedene Plätze oder wichtige Veranstaltungen sein. Andererseits soll die Stadtfotografin auch eigene Themen bearbeiten.»
Ein farbiges Projekt
Die Bilder sollen die Handschrift der Fotografin tragen. Nici Jost, die Stadtfotografin 2019/2020 hat sich beispielsweise mit dem Wald, den Rebbergen, den Entwicklungen rund um die Bäder oder dem Kurtheater-Umbau auseinandergesetzt.
Aus dem Auftrag, das Dorf Dättwil zu dokumentieren, das seit 1962 zur Stadt Baden gehört, ist ausserdem ein farbiges Projekt entstanden. Dieses wird zurzeit im Landvogteischloss in Baden ausgestellt. «Nici Jost hat ein unglaubliches Auge für Farben», sagt Carol Nater Cartier, Leiterin des Historischen Museums Baden im Badener Tagblatt.
Kulturhistorische Zeugnisse
Die Stadtfotografie sei bewusst beim Fachbereich Kultur angesiedelt und nicht etwa beim Standortmarketing. So haben die Bilder nicht die Funktion, Baden von seiner schönsten Seite zu zeigen. Vielmehr sollen sie kulturhistorisch wertvolle Zeugnisse sein.
Das sorge in der Verwaltung zuweilen auch für kritische Stimmen, sagt Carol Nater Cartier: «Manchmal sind die Erwartungen an die Stadtfotografie in anderen Abteilungen anders als bei uns im Kulturbereich.» Die Stadtfotografin ist etwa für die Bebilderung des jährlichen Geschäftsberichts verantwortlich. Sie wählt Bilder anders aus, als es wohl die Kommunikations-Abteilung tun würde.
Eine Gelegenheit für Fotograf*innen
Das Mandat, das pauschal entschädigt ist und ein Pensum von rund 10 bis 20 Prozent umfasst, soll für die Fotografierenden auch fördernden Charakter haben. Sie sollen dadurch die Gelegenheit erhalten, Kontakte in der Stadt zu knüpfen.
Die Stadt schreibt das Mandat alle zwei Jahre neu aus. Gesucht wird jeweils «eine vorzugsweise junge, selbstständig arbeitende Person, möglichst mit Bezug zu Baden, die über Erfahrung im Reportagebereich, sowie Ausdauer und Sozialkompetenz verfügt.»
Philipp Hänger folgt auf Nici Jost
Stadtfotograf für die Jahre 2021 und 2022 ist Philipp Hänger, der in Aarau lebt und als Fotograf arbeitet. Zuvor war für zwei Jahre Nici Jost mit der Kamera in Baden unterwegs. Zum Abschluss ihres Mandates sagte sie dem Badener Tagblatt: «Ich betrachte Baden nun anders. Ich habe viele spannende Einblicke erhalten, die man im Normalfall nicht bekommt.»
Ihre Bilder werden derzeit im digitalen Archiv der Stadt veröffentlicht. Wer in 50 Jahren also wissen will, wie Baden im Lockdown ausgesehen hat, dürfte nicht zuletzt bei Josts Fotografien fündig werden.
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