Im Fokus

Eine Herausforderung, bitte!

In der Musik spornen Wettbewerbe zum präzisen Üben an. In der Fotografie scheinen sie primär ein Marketinginstrument zu sein. Hier nach einer Herausforderung zu suchen, die mich fotografisch weiterbringt, entpuppte sich als schwieriges Unterfangen.

Junge Musiker nehmen an Wettbewerben teil, um sich intensiv mit einem Stück auseinanderzusetzen. Sie üben jedes Detail, stellen sich Jury und Publikum, messen sich mit Gleichgesinnten. Dadurch werden sie besser auf ihrem Instrument, erhalten Feedback und eine Auftrittsmöglichkeit.

Wie wär’s also, sich einer ähnlichen Herausforderung in der Fotografie anzunehmen? Die Kamera als Instrument, die Augen als Gehör. Auch ohne Notenblätter existieren genügend fotografische Aufgaben zum Vertiefen.

Ich mache mich deshalb auf die Suche nach Fotowettbewerben in der Schweiz, wobei ich Förderpreise und Auszeichnungen für Profis ausser Acht lasse. Schliesslich sind das Formate, die ganze Projekte unterstützen oder geleistete Arbeit würdigen sollen.

Die Bevölkerung mit Bildern begeistern

Landen tue ich zunächst bei den Naturfotografen. Genauer gesagt zwischen einem Graureiher und einer Bachstelze bei der Vogelwarte Sempach. Sie lanciert jedes Jahr einen grossen Wettbewerb zur Vogelfotografie. Zwischen 2012 und 2020 wurden knapp 51’000 Bilder eingereicht.

Mit ihrem Fotowettbewerb will die Vogelwarte die Bevölkerung für die Vögel begeistern und für den Vogelschutz sensibilisieren. «Die Faszination, die von Vögeln ausgeht, lässt sich sehr gut mit erstklassigen Bildern vermitteln», heisst es dazu auf der Website.

Eine Jury aus Fotografinnen und Ornithologen beurteilt die Bilder. Zu gewinnen gibt es Fotoausrüstung. Die besten Bilder erscheinen in einem Buch. Aktuell stehen wir kurz vor dem Einsendeschluss am 31. Mai.

Die Bilder der letzten Jahre sind hervorragend. Das macht mich glustig. Aber leider bin ich kein Vogelfotograf. Und auch für die Naturwettbewerbe von Pro Natura und Bioterra habe ich nicht viel zu bieten. Also fliege ich weiter.

Der Wettbewerb als PR-Instrument

Um die Ecke: der Fotowettbewerb von CEWE. Den regionalen Teil mit dem Titel «Meine Schweiz» habe ich verpasst, für den internationalen Teil ist die Eingabefrist noch bis Ende Mai offen. Das Motto «Our world is beautiful» soll gemäss Wettbewerbs-Website «die Augen in allen Lebenslagen für die schönen und schützenswerten Dinge öffnen».

Zum Wettbewerb an sich schreibt CEWE: «Als Europas führender Fotodienstleister fühlen wir uns dem Kulturgut Fotografie traditionell verbunden. Wir initiieren und fördern deshalb zahlreiche Fotowettbewerbe.» Vor allem dürfte ein solcher Wettbewerb ein hervorragendes PR-Instrument für die eigenen Fotoprodukte sein und die Bindung zur Marke fördern.

Auch da sind die Preise verlockend. Doch ich merke: Es ist nicht diese Art von Wettbewerb, die ich gesucht habe. Ich suche die Herausforderung, an der ich etwas lernen kann. Idealerweise gekoppelt mit einem konstruktiven Jury-Urteil. Oder immerhin mit einer Ausstellungsmöglichkeit in meiner Gegend.

«Nun fehlen uns noch Bilder»

Ich forsche weiter, jetzt nach lokalen Fotowettbewerben. Dabei treffe ich einerseits auf Ausschreibungen von Regionalzeitungen, die Leserbilder suchen. Andererseits eine Handvoll Gemeinden, die ihre Bürgerinnen auffordern, ihren Wohnort in Bildern zu zeigen.

Womöglich würde mir das als Fotograf eine gewisse Publizität im nahegelegenen Dorf bringen. Zum Beispiel in Ittigen oder in Bowil hätte ich dazu vor kurzem die Chance gehabt. Und die Aufgabe, diese Dörfer abzulichten, stelle ich mir durchaus interessant vor. Allerdings: ich gebe damit meine Bilder kostenlos an die Gemeinde ab, die eigentlich auch eine Fotografin mit dem Job hätte beauftragen können.

In der «Bowil Zytig» schreibt die Gemeinde etwa, die Website werde überarbeitet, «nun fehlen uns noch Bilder». Und was die Bilder der Profis angeht: «Berufs- und Profifotografen dürfen selbstverständlich ebenfalls Bilder einreichen, diese würden jedoch vom Wettbewerb ausgeschlossen.»

Die Sache mit den Nutzungsrechten

Dass ich Nutzungsrechte der eingereichten Bilder für die Abwicklung des Wettbewerbs gewähren muss, ist einerseits klar. Die ausgezeichneten Fotografien könnten sonst nicht publiziert werden. Andererseits lassen einige Teilnahmebedingungen explizit auch die Nutzung über den Wettbewerb hinaus zu. Aktuell etwa beim Wettbewerb der Raiffeisenbank Heiden, die sich das Recht sichert, die eingesandten Bilder für Werbezwecke zu verwenden.

Für eine Bank dann doch lieber nicht. Und sowieso: Auch bei diesen Wettbewerben komme ich meinem Ziel der Herausforderung nicht wirklich näher. Ich schaue noch einmal weiter. Da entdecke ich zwei Ausschreibungen, die wohl stärker auf ambitionierte Fotografen abzielen.

Der Fotomarathon

Bei den Photo Awards des Workshop-Anbieters «Swiss Photo Club» können Fotografierende für eine Startgebühr von 40 Franken bis zu fünf Bilder einreichen. Alle eingesandten Fotos werden anschliessend ausgestellt. Die 50 Favoriten der Jury in einem grossen Format, die andern kleiner. Themenvorgabe gibt es keine.

Das «Swiss Photogame» wiederum ist ein Fotomarathon des Workshop-Anbieters «Gridon». Dieser findet am 21. August an verschiedenen Orten statt. Die Teilnehmenden erhalten Aufgaben in den Kategorien Streetphotography, Architektur / Stadtlandschaften oder Landschaft, die es an diesem Tag zu fotografieren gilt. Die Teilnahmegebühr beträgt 28 Franken, Anmeldung bis am 7. August.

Ein Fotomarathon mit Aufgaben! Das geht tatsächlich in die Richtung, die ich mir vorgestellt habe. Üben wie ein Nachwuchstrompeter werde ich dafür wohl nicht. Von meinem Instrument und dem gewählten Genre sollte ich jedoch eine gewisse Ahnung haben.

Jede Woche eine Aufgabe

Fazit: Foto- mit Musikwettbewerben zu vergleichen, war keine gute Idee. Zu unterschiedlich sind die Disziplinen. Das zeigt sich schon daran, dass ich beim Fotowettbewerb meine besten Bilder einsende, während beim musikalischen Wettbewerb die musikalische Darbietung vor Ort zählt.

Am ehesten zu diesem Format passt tatsächlich der Fotomarathon. Doch vielleicht braucht es auch einfach gar keinen Wettbewerb. Ein Klick über die Landesgrenze hinaus führt mich auf die Website 52Frames.com. Sie stellt ihren Nutzerinnen jede Woche eine fotografische Aufgabe. Diese Woche lautet das Thema «Weitwinkel». Ich denke, ich probier’s.

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