Mine Dal bereiste für ihr Langzeitprojekt die Türkei und hielt die vielfältige Präsenz des Republikgründers Mustafa Kemal Atatürk fest. Das so entstandene Buch ist für sie ein Abbild der türkischen Gesellschaft. «Man begegnet Atatürk wirklich überall», schreibt die in der Schweiz lebende und in Istanbul geborene Fotografin.
«Auf meinen Reisen durchs Land habe ich stets Orte im Fokus gehabt, die nicht staatlich waren», schreibt Mine Dal. Also fotografierte sie zum Beispiel keine Staatsgebäude. Denn dort finde man Atatürk überall. Viel mehr richtete sie ihr Augenmerk auf den ganz normalen Alltag, auf Orte wie Metzgerei, Schneider, Restaurant.
«An all diesen Orten des Alltags hängen die Menschen Bilder von Atatürk völlig freiwillig und aus Überzeugung auf», schreibt die Fotografin weiter und hält fest: «Dass ein Staatsgründer nach über 80 Jahren nach seinem Tod landesweit immer noch so präsent ist, ist ein einzigartiges Phänomen. Dieses Phänomen festzuhalten hatte ich mir als Ziel gesetzt auf meinen Reisen durchs Land.»
Der alte Mann auf dem Bild ist Mine Dal in einem kleinen Dorf der ägäischen Küstenregion aufgefallen. Zum Bild schreibt sie: «Wie er in seinem Garten sitzend ganz einsam und traurig seine kleinen Hühner beobachtete. Die ‚Möblierung‘ mit Sofa und Couch, die Atatürk- Fahne an der Gartenmauer, all das hatte auch etwas Absurdes und Ungewöhnliches an sich. Dieser alte Mann hatte die Atatürk-Fahne nicht aufgehängt, weil er musste, sondern wollte. Weil er seine Verehrung damit zum Ausdruck bringt. Das Bild bestätigt den Titel des Buches: Everbody’s Atatürk. Man begegnet Atatürk wirklich überall.»
Was hat die Fotografin auf ihrer Reise über die Türkei gelernt? Mine Dal: «Die Bevölkerung ist an Orten, an denen man sehr häufig Atatürk begegnet, viel weltoffener und westlicher.»
«Everbody’s Atatürk» ist bei der Edition Patrick Frey erschienen und schaffte es auf die Shortlist des «Author Book Award» von Arles 2021.
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