Das Bild der Woche

Wave Scanner

21_04_01_C0038_V_536, © Matthias Moos

Matthias Moos filmt Wellen im See, zerlegt die Einzelbilder in Streifen und setzt diese neu zusammen. So entstehen Bilder mit einer ganz besonderen Ästhetik. Als nächstes will Moos diese Werke in Schallwellen umwandeln.

Den Zuger Künstler Matthias Moos faszinieren Phänomene der Natur, die ein Element zyklischer Bewegung in sich tragen. Lange setzte er sich mit der Wellennatur von Schall auseinander. Seit einem halben Jahrzehnt fokussieret er sich nun auf Wellen im Wasser. Aktuell zeigt er eine Auswahl seiner Bilder der Serie «Wave Scanner 2021» im Fotoforum Zug.

Matthias Moos erklärt wie diese Bilder entstehen: «Ich filme die Wasseroberfläche eines Sees – meistens des Zugersees, da dieser gerade vor meiner Haustür liegt – mit 120 bis 240 Frames per Second für die Dauer von einer bis zwei Minuten. Dabei steht die Kamera fix auf einem Stativ. Danach zerlege ich den Film in einzelne Frames. Aus jedem Frame extrahiere ich dann einen vertikalen Streifen, der jeweils einen Pixel breit ist und sich über die komplette Länge/Breite des Bildes zieht. Anschliessend werden diese Streifen der Reihe nach wieder neu zusammengesetzt.» Für diesen Prozess verwendet Moos eine eigene Software. Pro Filmaufnahme berechnet er alle Möglichen Varianten. So entstehen jeweils rund 3000 Scans.

«Dieser Prozess ist nichts neues», betont der Künstler. Joseph Puchberger hat 1842 den «Daguerréotype Elliptique» erfunden, um Alpenpanoramen zu fotografieren. Ähnliche fotografische Prozesse kamen später für die Ziellinien-Fotos bei Pferderennen zum Einsatz. Unter dem Namen «Slitscanning» wurde die Technik in Filmen für Special-Effects verwendet – zu sehen etwa in «2001 A Space Oddyssey».

Wie stark kann bei einem solchen Verfahren der Künstler sein Bild gestalten? «Ich denke hier machts schlussendlich die Auswahl», sagt Matthias Moos. Mittlerweile könne er abschätzen, wie ein Bild abhängig von Blickwinkel, Wetter- oder Lichtbedingungen herauskommt. Ganz viel sei dennoch dem Zufall überlassen. «Wenn da plötzlich ein Rudel Enten durchs Bild schwimmt, kann das toll sein, oder gar nicht.» Zufälle böten immer wieder neue Inspiration und Lernmomente.

«Wenn nach dem Entwickeln eines Filmes etwas herauskommt, was überraschend oder spannend oder schön ist, ist das häufig schon ein sehr emotionaler Moment», beschreibt Matthias Moos die Bedeutung seiner Fotos. «Die Bilder haben eine Ästhetik, die mir sehr gut gefällt.»

Derzeit arbeitet der Künstler an einem nächsten Schritt: Der Zurückverwandlung der Bilder in andere Wellen. Schallwellen. «Meine Ursprüngliche Faszination lag darin, dass Schallwellen und Wasserwellen grundsätzlich Phänomene sind, die der gleichen Ursache entspringen: Der Ausbreitung von kinetischer Energie durch Materie», schreibt Moos.

«Wenn Schallwellen periodisch sind, hören wir einen Ton. Sind die Wellen hingegen aperiodisch hören wir nur ein Geräusch – ein Rauschen oder Knistern zum Beispiel», erklärt der Künstler weiter. «Nun ist die spannende Frage für mich: Wie periodisch sind die Wellen auf dem See… ist das eher ein Rauschen, oder versteckt sich hier eine Symphonie aus ungehörten Klängen?»

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